9. April 2012

Kritik: Hulk (2003)

"You found me!"

Es ist noch immer ein faszinierender Feldversuch, dieser HULK anno 2003: Sicher, bereits Jahre zuvor gelang es Tim Burton mit BATMAN RETURNS, die berühmte Fledermaus von seinen Ursprüngen auf Papier zu entkoppeln und eine nur noch lose an den Comics orientierte, dafür aber umso eindrücklichere Adaption des Vigilanten-Mythos vorzulegen.  Gänzlich neu ist der Versuch, eine Figur aus dem Comic-Universum in das eigene Schaffen als auteur zu überführen, demnach nicht – inmitten des von mehr oder weniger konventioneller Panel-Nachstellerei bestimmten Genrefilms der 00er Jahre, darf man ein solches Unterfangen trotzdem mutig nennen.  

Selbst für einen als experimentierfreudig bekannten Regisseur wie Ang Lee, der schon die unterschiedlichsten Sujets ohne große Berührungsängste nach seinem Willen formte, scheint es dabei dennoch nicht immer leicht, die Geschichte um den mutierten Forscher  in die richtige Form zu bringen: Richtig wohl fühlt sich der Filmemacher nur in den ruhigen Momenten, in denen sich sein Blick ganz auf die Titelfigur und das ihn umgebene Beziehungsgeflecht konzentriert; die Actionsequenzen die er sich gönnt –seien sie nun Zugeständnis an das Blockbuster-Kino oder einfach nur eine Art spielerischen Austobens– wirken hingegen (auch das verbindet das Werk mit den Burton-BATMANs) seltsam unbeholfen und lassen HULK phasenweise unnötig inkohärent wirken.

Von solch kleineren Schwächen abgesehen liefert der Taiwaner jedoch sowohl formal als auch inhaltlich eine durchweg interessante Variation der Vorlage ab: Nicht das zerstörerische Potential des Hulk, sondern der schüchterne Bruce Banner ist es, der es dem Regisseur angetan hat. Mit einem schwelenden Vater-Sohn-Konflikt ausgestattet, von wachsenden Selbstzweifeln und einem gewissen Spannungsverhältnis zu seiner Umwelt geprägt, erweist sich der Forscher nicht nur als klassischer Lee-Charakter, sondern auch als sehr konsequente Form des Anti-Helden. Die Transformation von Mensch in Monster bringt hier nichts heroisches mit sich; anders als so viele andere Comicfiguren ist es dem Hulk nicht vergönnt, die Menschheit zu retten – sein Kampf bleibt vorwiegend einer gegen die eigenen Schatten. So hat auch die finale Auseinandersetzung mit dem Vater und Erschaffer letztlich nichts Befreiendes an sich: Banner findet weder Erfüllung, noch Liebe. Erst in der allerletzten Einstellung inmitten des Dschungels gibt es wenigsten einen winzigen Hoffnungsschimmer; einen Ausblick darauf, dass die unmenschlichen Kräfte des Hulk nicht nur destruktiv- sondern auch konstruktiv eingesetzt werden können. Davon abgesehen bleibt die die Titelfigur aber vor allem eines: Ein tragisches Phänomen. 

7 / 10

3 Kommentare:

  1. Schon seit längerer Zeit möchte ich mir "Hulk" zulegen, schreckte aber wegen der beinahe durchgehenden negativen Kritiken im letzten Moment davor zurück. Vermutlich kaufe ich ihn mir jetzt doch endlich. :)

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    1. Die Tatsache, dass die DVD nicht mehr allzu teuer ist, erleichtert es, die Verantwortung für eine Empfehlung zu tragen :)
      Ich denke, wer aufgeschlossen an den Film heran geht, und sich nicht von der etwas absonderlichen CGI-Kreatur als solches verschrecken lässt, der bekommt durchaus interessante Ansätze und Ideen geboten.

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  2. Und ich muss an mir zweifeln, weil ich diesen Hulk befremdlich und den Marvel-Hulk gut unterhaltend fand... :-/

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