25. September 2012

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels - Ein Plädoyer


"Jonesy!" -  
Dieser massiv unterschätzte Film ist indes nicht nur deshalb ein Faszinosum, weil er nach über zwanzig Jahren wieder einmal die Wege zweier Giganten Hollywoods kreuzen lässt, sondern auch, weil es ihm scheinbar mühelos gelingt, Tradition trotz Modernisierung zu bewahren: Die finsteren Nazis sind den grobschlächtigen Kommunisten gewichen, dem Zeitgeist des Kalten Krieges gemäß strebt man nun nach außerirdischem Wissen statt göttlicher Macht als Druckmittel - letztlich aber bleibt trotz wechselnder McGuffins alles beim Alten: Auch das vierte Abenteuer des Schlapphut-Archäologen bietet eine verwegene Mixtur aus Comic-Reliefs und Groschenheftchen, eine Dauerverbeugung vor den großen Klassikern des Genres, zu denen -und das sei dem Film vergönnt- man auch die drei direkten Vorgänger zählt, und den Hang zur ganz großen Geste.

Nicht zuletzt ist es aber die Tatsache, dass Lucas und Spielberg ihre Figur trotz des selbstironischen Tonfalls stets ernst genommen haben, die KINGDOM OF THE CRYSTAL SKULL zu einem vergnüglichen Spaß, vor allem aber zu einer gelungenen Fortsetzung  der Saga macht: Ihr Indiana Jones darf in Würde und ohne ausgestellte Senioren-Witze altern, und auch wenn der erste Auftritt von Shia LaBeouf im WILD ONE-Gedächtnis-Outfit anderes vermuten lässt, hegt der Film keinerlei Ambitionen als Weitergabe des Staffelstabs an die nächste Generation verstanden zu werden. Im Gegenteil: Nach den Erfahrungen einer Quasi-Familie in TEMPLE und der Überwindung des Vater-Sohn-Konflikts im Vorgänger erscheint die unkonventionelle Familienzusammenführung nebst Hochzeit viel eher als konsequenter Abschluss (?) der Figur im Sinne von Spielbergs beliebter Motivkonstante - und: Ein Indiana Jones-Film durch und durch.

An die inszenatorischen Höhenflüge und Experimente der ersten beiden Indy-Teile kann der Regisseur indes leider nur selten -dann aber immerhin eindrucksvoll- anknüpfen, im Vergleich zum (noch) klamaukigeren und bisweilen etwas zähen LAST CRUSADE, vor allem aber im Hinblick auf diverse Rip-offs muss man dennoch zweifellos anerkennen: In Sachen Dynamik und Erzählung ist Spielberg noch immer einer der Besten.

7 / 10

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