2. April 2012

Kritik: Titanic 3D

"I'm the king of the world!"
„Übergroß!“ – wie, wenn nicht mit einem Superlativ, sollte man einen Film wie TITANIC 3D auch nur ansatzweise gerecht werden? Knapp fünfzehn Jahre sind nun vergangen, seitdem James Cameron sein Schiff im November 1997 auf dem Tokyo Film Festival erstmals vom Stapel ließ, und damit vielleicht „den“ Film für eine ganze Generation bescherte: Mit „Leo“ war ein Star geboren, „My heart will go on“ avancierte zum Gassenhauer, und die Reportagen über riesige Wassertanks erschienen allgegenwärtig. Sich aufdrängende Vergleiche mit den Anfängen des Blockbusterkinos  sind angesichts dessen durchaus naheliegend. Mit der Serie TITANIC: BLOOD AND STEEL erscheint in diesem Jahr nun bereits die dreizehnte Verfilmung der verhängnisvollen Jungfernfahrt des Luxusliners, doch –und das gilt für den Mythos ebenso wie für Camerons Werk im Speziellen- die Faszination ist noch immer da. 

"God Almighty!"
Dabei war TITANIC bis zum Release von AVATAR nicht nur der erfolgreichste und teuerste Film des kanadischen Regisseurs, sondern stellt nach einer Reihe von -sicher stets ansprechend budgetierten und mit Blick auf das Mainstream-Publikum  inszenierten- Genrefilmen auch eine gewisse Zäsur in dessen Oeuvre dar: Noch nie zuvor war Cameron so nahe an seinen Figuren dran, noch nie ergänzten sich bei ihm formal-technische Aspekte des Mediums so herausragend mit der emotionalen Komponente seiner Geschichte. Denn obgleich TITANIC geschickt verbriefte Historie mit Sittenbild und Gigantomanie-Kritik verschmilzt, letztlich erzählt er vor allem von den ganz großen Gefühlen und Schicksalen, von der endlosen Liebe allen Widrigkeiten zum Trotz. Man kann die ausladende Opulenz der Settings kitschig nennen, man kann sich über das noch immer diskutable Verhältnis des Regisseurs zu seinen Frauenrollen echauffieren, sich all dem Bombast zu entziehen fällt dennoch schwer: Seit Douglas Sirk war es nicht mehr so schön, mit den Figuren auf der Leinwand zu fühlen und zu leiden. Nur Zyniker findet so etwas verklärend und naiv. 

"I'll never let go, Jack. I promise."
Natürlich ist es legitim, die Konvertierung in die dritte Dimension an dieser Stelle als konsequente Weiterführung des Strebens nach der Grenze des Technisch-Machbaren, welche Cameron selbst schon des Öfteren ausgelotet und neu definiert hat, anzusehen, ebenso wie man sie wohl bedenkenlos als die bis dato beste Übertragung von 2D in 3D bezeichnen kann - ob sie zwingend notwendig gewesen ist, sei an dieser Stelle trotz alledem offen gelassen. Und doch: Man darf dankbar sein, dieses Spektakel noch einmal auf der großen Leinwand bestaunen und erleben zu dürfen. Und so möchte man dem Film gleich zur großen Geste ausholen, und feststellen, dass die Wiederaufführung als TITANIC 3D vor allem eines verdeutlicht: Ohne einen visionären Weltenerschaffer wie James Cameron wäre das Kino ärmer. 

10 / 10

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