18. August 2013

Shorties: Nightmares in Red White and Blue / The Hunger Games


Der Ansatz Horrorfilme nicht nur auf ihre vordergründigen Mechanismen herunterzubrechen, sondern immer auch als Verarbeitungsfantasien politisch-gesellschaftlicher Probleme zu begreifen, mag grundsätzlich lobenswert sein. Unklar bleibt dabei aber, welche Zielgruppe ein Film anpeilt, dessen (Über-)ambition ihn zur permanent-problematischen Reduktion zwingt: Wer das Genre kennt, bekommt von den üblichen Verdächtigen lediglich bekannte Stichworte und Phrasen über Kriegs- und Revolutionsallegorien vorgekaut, Neulinge dürfen sich dahingegen zwar über die Nennung einer Titel abseits des Kanons freuen (Bonuspunkt an dieser Stelle für William Castle!), wirklich empfehlen will man dieses muntere Gespoilere mit all seinen Highlight-Montagen einzelner Filme aber auch ihnen nicht. Besser gleich THE AMERICAN NIGHTMARE gucken. 
4 / 10



THE HUNGER GAMES zu mögen, fällt schwer. Das liegt weniger an der grausamen Prämisse, von der der Film erzählt, sondern daran, wie er eben jene selbst verhandelt. Die Frage nach dem „Warum“ dieses Spektakels, bei dem Jugendliche verschiedenster Bezirke das Recht des Stärkeren einfordern und sich gegenseitig ins Jenseits befördern müssen, kann dort, wo man letztlich selbst dem Reiz des inszenierten Überlebenskampfes erliegt, gar nicht mehr gestellt werden.

Zusammengezimmert aus totgerittenen Diktatur-Analogien und dem Motiv der fürsorglichen Schwester, hat sich THE HUNGER GAMES bereits nach wenigen Minuten vollständig der Perspektive seiner Hauptdarstellerin verschrieben, die fortan als Mischung aus Lara Croft und Sophie Scholl die Rebellion des Guten im Bösen verkörpern darf: Kein Pfeil, der nicht gerechtfertigt ist, kein Tod, der nicht zu entschuldigen wäre – im Namen des Guten, und schlussendlich auch für die Liebe. Damit bedient der Film selbst auf fast schon groteske Art und Weise eben jene durch Manipulation hervorgerufene Sucht nach Identifikationsfiguren und der großen Show, die auch den „Tributen von Panem“ zugrunde liegen. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
3 / 10

1 Kommentar:

  1. Schön, dass es hier wieder weitergeht (wenn auch gemächlich) :)

    Gruß, Bobby.

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